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Geschichte eines Bergbaumodells

Die Digitalisierung der Bergbaumodelle schreitet voran und ist für das Modell der Grube Dorothea/Caroline nun fast abgeschlossen. Dieses Modell ist allerdings nicht nur im Hinblick auf seine filigrane Darstellung der Strecken und Schächte mit Hilfe von Metalldrähten eine Besonderheit, sondern auch ein Vorreiter für die Anfertigung von dreidimensionalen Bergwerksmodellen.
Der drängende Wunsch vieler Markscheider, einen räumlichen Überblick über die jeweiligen Situation im Berg zu bekommen, inspirierte den Clausthaler Markscheider Eduard Borchers im Jahr 1849 dazu, seine Ideen, wie eine dreidimensionale Darstellung der Gruben erschaffen werden könnte, in der Zeitschrift „Der Bergwerksfreund“ zu veröffentlichen:

„Man wählt so viele ebene reine Platten von weißem Glase, als eine darzustellende Grube Strecken hat, bespannt die eine Seite derselben mit gutem Papier, doch so, daß dies auf der ganzen Fläche des Glases festsitzt, entwirft auf jeder dieser Papierflächen den Grundriß der einzelnen Strecken in gewöhnlicher Weise, löst das überflüssige Papier, nachdem man die Grenzen des Risses durchschnitten hat, von jeder Platte durch ein zweckmäßiges Verfahren wieder ab und legt die nun größtentheils durchsichtigen Platten, welche demnach jetzt nur noch den Grundriß der einzelnen Strecken enthalten (den man auf jeder derselben mit einer besondern Farbe etwas stark colorirt), in ein passendes einfaches mit einem weißen Boden versehenes, am besten metallenes, Gestelle so ein, daß … die einzelnen grundrißlichen Darstellungen gehörig gegen einander orientirt erscheinen.“

Schächte und weitere Verbindungen müssten dann mit entsprechenden Drähten eingefügt und an jeweils einer Glasplatte befestigt werden, um ein Entnehmen der Platte zu gewährleisten.
Nach den ersten Ideen zur Erstellung des 3D-Grubenmodells erkannte Eduard Borchers allerdings einige Probleme bei der Umsetzung, die er in einem zweiten Artikel beschrieb. Da die große Menge der benötigten Glasplatten das Modell im Endeffekt dennoch undurchsichtig gemacht und das Glas zudem zu unerwünschten Spiegelungen geführt hätte, entscheid Borchers sich dafür, die inzwischen auf die zwölf Hauptstrecken reduzierten Glasplatten durch Metallrahmen mit Netzen zu ersetzen, in die dann die feinen Metallstrecken eingefügt werden sollten.

„Auf diese Weise erhält man demnach eine Darstellung, welche kein Glas mehr enthält, also vollkommen durchsichtig, nicht zerbrechlich und kostspielig, leicht transportabel und ein naturgetreues Bild der Grube dadurch zu geben im Stande ist, daß sich auch ungleich geneigte Sohlen in den verschiedensten Formen durch Biegung der messingenen Strecken herstellen lassen.“

„Dies bis jetzt fabelhafte Werkzeug hat der Herr Markscheider Borchers thatsächlich in gewisser Weise erfunden und dasselbe gewährt, was im Bereiche der Möglichkeit erwartet werden kann, in so überraschender Art, daß damit alles überboten wird, was irgend durch rißliche Verzeichnung erreicht werden kann.“
(Nachschrift v. Bergrat Johann Christian Zimmermann zum Artikel Eduard Borchers)

 

Literaturverweise:
– Borchers, E., Neue Darstellungsweise von complicierten Grubenbauen auf mächtigen Gängen und Gangzügen, in: Der Bergwerksfreund Bd. XII, Nr. 49, Eisleben, 28. Februar 1949, S. 769 ff.
– Borchers, E., Weitere Versuche und Erfahrungen in Bezug auf modellarische Darstellung von complicirten Grubenbauen, in: Der Bergwerksfreund Bd. XIII, Nr. 37, Eisleben, 29. Mai 1850, S. 577 ff.