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Eine unerwartete Entdeckung im Rammelsberg

Der Alte Abbau ist ein Hohlraum, der im Mittelalter bei der Gewinnung von Mineralien entstand und bis in die Frühe Neuzeit genutzt wurde. Die mittlere Ebene ist archäologisch besonders interessant, da sich viele Spuren der bergmännischen Arbeit erhalten haben. Dorthin zu gelangen und die Spuren zu dokumentieren ist sehr mühevoll, da er durch zahlreiche massive Felsblöcke untergliedert und auch teilweise verfüllt ist. Nachdem bereits alle  Befunde dokumentiert waren, sorgte in einer abgelegenen Ecke noch ein unerwarteter Fund für eine Überraschung. Zunächst fielen eine runde Holzscheibe und zahlreiche Holzstückchen auf, die sich bei näherer Betrachtung als Dauben herausstellten. Solche wurden über Jahrhunderte hinweg für die Herstellung von Holzgefäßen wie Schüsseln, Schalen aber auch Eimern verwendet.

Altbergbau3D_Gefäße_nach_Georgius_Agricola
Verschiedene Gefäße im Bergbau nach Georgius Agricola (1556)

Ein Daubengefäß besitzt eine runde Bodenplatte um die herum die einzelnen Daubenbretter angebracht sind. Sie werden durch umlaufende Bänder zusammengehalten. In unserem Fall waren sie aus Metall gefertigt und bereits stark korrodiert. Holzgefäße dieser Art waren im Mittelalter alltägliche Gebrauchsgegenstände und daher auch unter Tage nicht ungewöhnlich. Ein weiterer Fund lieferte jedoch einen Hinweis auf die sehr spezielle Nutzung dieses Gefäßes, besonders wenn die Abgeschiedenheit der Ecke hinter einem Felsblock berücksichtigt wird. Denn griffbereit daneben lag ein kleiner Stofflappen parat.

Sicherlich benötigten die Bergleute einen Ort für die Verrichtung ihrer Notdurft, denn häufiges Ausfahren war bei großen Teufen keine Option. Während über Tage Mose und Blätter die Funktion von Toilettenpapier übernehmen konnten –  wie beim mittelalterlichen Verhüttungsplatz Johanneser Kurhaus in Clausthal-Zellerfeld archäologisch nachgewiesen – musste unter Tage bei dringenden Bedürfnissen ein Stofffetzen herhalten.