Archäologie wird mit weit zurückliegenden Zeiten in Verbindung gebracht, aus denen keine oder wenig schriftliche Nachrichten vorhanden sind. Daher hat sie spezielle Methoden entwickelt, wie aus materiellen Hinterlassenschaften im Boden Geschichte gelesen werden kann. Diese Methoden lassen sich aber genauso auf jüngere Zeitepochen anwenden, besonders auch in Kontexten der NS-Zeit. Bereits durchgeführte archäologische Untersuchungen in ehemaligen Konzentrationslagern in Deutschland haben immer wieder deutlich gezeigt, dass viele wichtige Details in der schriftlichen Überlieferung fehlen.
Am Rammelsberg werden zunächst die Bereiche, wo ehemals die Zwangsarbeiterinnen und die Zwangsarbeiter untergebracht waren, auf Karten, alten Fotos und Luftbildern lokalisiert und mit heutigem digitalen Geländemodell verschnitten und analysiert. Mit den ersten Ergebnissen erfolgt dann eine geophysikalische Untersuchung und im Anschluss eine Metalldetektorprospektion, um daraus Hinweise auf noch im Boden verborgene Reste zu erhalten. Auf dieser Grundlage sollen dann ausgewählte Bereiche archäologisch ausgegraben, dokumentiert und ausgewertet werden. Dabei geht es nicht nur um das Auffinden von baulichen Spuren oder Resten der Infrastruktur wie z.B. der Wasserver- und Abwasserentsorgung, sondern auch um die Lücken, also das Fehlen von zu erwartenden oder vermuteten Hinweisen. Denn daraus entstehen Fragen, ob zum Beispiel Spuren im Laufe der Zeit verschwunden sind, oder ob sie bewusst entfernt wurden, oder ob es sie vielleicht dort niemals gab. Eine ebenfalls wichtige Rolle spielen mögliche Artefakte. Sie ergänzen und helfen bei der Interpretation der festgestellten Relikte.
Die archäologische Auswertung wird schließlich mit der historischen Analyse gemeinsam betrachtet. Die Schlüsse aus den unabhängig voneinander erzielten Ergebnissen können auf diese Weise überprüft, korrigiert und ergänzt werden. Unter Einbezug bereits vorliegender Resultate sind damit neue Erkenntnisse zur Zwangsarbeit am Rammelsberg zu erwarten.