Der Grubenarbeiter Konrad Rinkowski, geb. am 20.11.1898, wurde 1941 von Arbeitskollegen bezichtigt, neu angekommenen Russen Tabak angeboten zu haben. Für Rinkowski war es nur eine freundliche Geste, da er sich sprachlich nicht mit ihnen verständigen konnte. Sein Vorgesetzter sah das allerdings ganz anders und es entbrannte ein Streit, bei dem er Rinkowski drohte, ihn in ein KZ einliefern zu lassen. Rinkowski ließ sich nicht einschüchtern und gab Widerworte. Ein paar Tage später wurde er von der Gestapo verhaftet. Von einem Sondergericht in Braunschweig wurde er am 11.02.1942 wegen Heimtücke und Beleidigung zu einer Gefängnisstrafe von einem Jahr und drei Monaten verurteilt. Da Rinkowski ein Mitglied der kommunistischen Partei gewesen war, wurde er nach Verbüßung seiner Strafe 1943 von der Gestapo in das KZ Buchenwald gebracht. Anscheinend bekam er im Lager keinen Anschluss an und damit keinen Schutz durch die Kommunisten, die dort ein Netzwerk aufgebaut hatten.
Ab März 1944 begann eine Odyssee durch Arbeits- und Konzentrationslager nach Frankreich, zurück nach Buchenwald, weiter in die Nähe von Leipzig, zurück nach Buchenwald und im Oktober 1944 nach Jena. Anfang April 1945 wurde er auf einen Todesmarsch geschickt, über ein Außenlager des KZ Buchenwald kam er in das KZ Leitmeritz, wo er im Mai kurz vor Ankunft der Roten Armee entlassen wurde. Nach Kriegsende kehrte Rinkowski schwer traumatisiert zurück und begann erneut am Rammelsberg zu arbeiten. Aber er war nachhaltig geprägt von seinen Erlebnissen, mit denen er nicht fertig wurde. 1946 erhängte er sich. Er wurde 57 Jahre alt und hinterließ eine Frau und zwei Kinder.
Rinkowski wurde Opfer eines gnadenlosen Regimes. Zudem wurde jeder, der wie Rinkowski mit den Kommunisten sympathisierte, als Volksfeind angesehen und verfolgt, egal ob dies nur seine Einstellung war oder sich durch strafbare Taten bemerkbar machte. Einmal eingeordnet in diese Kategorie, gab es so gut wie keine Möglichkeit mehr, dies zu ändern. Es entwickelte sich daraus eine Eigendynamik, auf die er keinen Einfluss mehr hatte und die ihn zuerst seine Persönlichkeit und dann sein Leben kostete.[1]
[1] Wergandt, Monika: Die Zwangsarbeiter vom Rammelsberg. Eine Opfer-Täter-Perspektive auf ihre Lebensverhältnisse. Auszug einer Bachelorarbeit, Lehrte 2021, S. 30 – 31.