Drücke „Enter”, um zum Inhalt zu springen.

Eine Französin beschwert sich!

Im Frühjahr 1943 nimmt der französische Fremdarbeiter Maurice Vernier seine Tätigkeit als Grubenarbeiter am Erzbergwerk Rammelsberg auf. Darüber hinaus konnten wir durch die bislang ausgewerteten Quellen lediglich in Erfahrung bringen, dass Vernier laut Schreiben vom 05.11.1943 wegen mehrfachem stunden- und schichtweisen Fernbleiben von der Arbeit zu einer Geldstrafe in Höhe eines halben Tagesverdienstes verurteilt wurde. Außerdem erhielt er am 27.03.1944 einen Verpflichtungsbescheid, mit dem seine Arbeit am Rammelsberg ab dem 01.04.1944 auf begrenzte Zeit verlängert wurde, zur Unterschrift vorgelegt. Ablehnen konnte er diesen Bescheid nicht. Und er war offensichtlich schreibfaul!
Am 15.12.1943 erreicht das Erzbergwerk Rammelsberg ein Schreiben des Arbeitsamtes Goslar, das sich auf ein Schreiben des Militärbefehlshabers in Frankreich mit Sitz Paris bezieht und zum Inhalt die „Betreuung ins Reich vermittelter Arbeitskräfte; hier: Postverkehr mit den Angehörigen“ hat. Zu dem Vorgang heißt es weiter: „Bei dem Militärbefehlshaber hat sich eine Angehörige Frau Milcent Denise in Bas Meudon par Bellevue, Route de Vangirard 44 beschwert, dass sie von dem Genannten bisher keine Nachricht erhalten habe. Ich bitte daher, den Arbeiter Maurice Vernier, geboren am 22. Februar 1920 anzuhalten, regelmäßig an seine Angehörigen zu schreiben und mich dann kurz von dem Veranlassten zu benachrichtigen.“
Auf dem Schreiben ist handschriftlich vermerkt: „Am 17.12.1943 und zum Schreiben an die obige Adresse veranlasst. Bertram [Lagerleiter]17.12.“
Im Antwortschreiben an das Arbeitsamt Goslar heißt es: „Der in unserem Bertriebe beschäftigte französische Zivilarbeiter Maurice Vernier ist von dem Inhalt Ihres Schreibens in Kenntnis gesetzt und von uns angehalten, an seine Angehörigen zu schreiben. Abgesandt am 18.12.1943.“
Ob darauf hin Madame Milcent Post erhielt, ist leider nicht überliefert.