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Junge Erwachsene aus verschiedenen Ländern unterstützen die Ausgrabungen

Nachdem die Schülerinnen und Schüler der Adolf-Grimme-Gesamtschule die ersten Befunde freigelegt hatten, wurden die Ausgrabungen des Männerlagers im August 2022 fortgesetzt. Diese fanden im Rahmen eines zweiwöchigen internationalen Jugendworkcamps statt, welches in Zusammenarbeit mit der Organisation „Internationale Jugendgemeinschaftsdienste“ erfolgte. Zehn junge Erwachsene aus Frankreich, Spanien, Italien, Tschechien, Ukraine und Mexiko haben dabei schwerpunktmäßig Teile der Wasch- und Abortbaracke freigelegt. Es handelt sich dabei um ein Gebäude, welches in der Nachnutzung als Flüchtlingsunterkunft umgebaut und verändert worden ist. Die historischen Pläne zu diesem Gebäude sind jedoch widersprüchlich. Sie geben weder eine eindeutige Auskunft über die tatsächlichen Ausmaße noch werden die später vorgenommenen Veränderungen deutlich. Auch ist nicht klar, wie diese Baracke errichtet worden ist. Daher war es das Ziel möglichst viel über das ursprüngliche Aussehen,  die Beschaffenheit des Baumaterials oder die Ausmaße in Erfahrung zu bringen. Gleichzeitig sollten die jungen Erwachsenen auch einen Einblick in das archäologische Arbeiten erhalten und erste Erfahrungen auf einer Ausgrabung sammeln. Dazu gehörten das Freilegen von Strukturen, ihr Einmessen und die fotografische Dokumentation als erster Schritt auf der Fläche.

Geflieste Bereiche der Wasch- und Abortbaracke (Foto: K. Malek-Custodis)

Ein besonders spannender – weil so von den Ausgrabenden nicht erwarteter – Moment war die Entdeckung einer weiteren gefliesten Fläche. Diese schloss sich etwas versetzt an den bereits bekannten ersten gefliesten Bereich an. Allerdings wurden beide von einer schmalen Zwischenwand getrennt. Im Gegensatz zu den grau gepunkteten quadratischen Fliesen der ersten Fläche handelt es sich hier um etwas kleinere, im Schachbrettmuster verlegte, weiße und schwarze Fliesen quadratischer Form. Wasseranschlüsse haben sich nur in Form eines Rohrfragments direkt an der Zwischenwand genau in der Mitte erhalten.

Südostecke aus Ziegeln der Baracke (Foto: G. Drechsler)

Durch weiteres Freilegen gelang es auch drei Gebäudeecken festzustellen, womit die Ausdehnung der Wasch- und Abortbaracke eindeutig nachgewiesen werden konnte. Vom speziellen Interesse ist dabei die Tatsache, dass im östlichen Bereich Ziegelmauerwerk angetroffen wurde, während im westlichen Bereich für den Bau Presssteine aus industriellem Abfallmaterial verwendet wurden.  Wie diese und auch die anderen angetroffenen Befunde zu verstehen sind, wird zurzeit ausführlich analysiert.

Waschen der Funde (Foto: K. Malek-Custodis)

Dazu zählen auch die Funde, welche während der Grabung geborgen wurden. Die Teilnehmenden haben während ihrer Zeit am Rammelsberg im zweiten Schritt der archäologischen Arbeit gesäubert und erste Beschreibungen sowie Ideen zu ihrer Interpretation gegeben.

Arbeit mit Archivalien (Foto: K. Malek-Custodis)

Am letzten Tag der Grabungskampagne wurden die auf der Grabung gewonnenen ersten Erkenntnisse durch eine Sichtung von Archivalien ergänzt und einzelne ausgewählte Schicksale der Zwangsarbeiter näher beleuchtet.

Zum Abschluss der Jugendworkcamps fuhren die Teilnehmenden in das Forschungsmuseum Schöningen www.forschungsmuseum-schoeningen.de . Neben einer Führung über die altsteinzeitliche Grabungsfläche im ehemaligen Schöninger Tagebau und den Besuch der Ausstellung  konnte jeder sich mit Kopien der weltberühmten Schöninger Speere im Speerwerfen ausprobieren.