Im Fokus der jüngsten Forschungen stand der Rathstiefste Stollen und ein von ihm abzweigender Querschlag. Der Stollen ist der älteste bekannte Wasserlösungsstollen des Rammelsberges. Seine Aufgabe besteht darin, die Grubenwässer, die sich im Berg sammeln, ins Tal abzuleiten. Er ist 993 m lang und besaß in seinem Verlauf ursprünglich neun Lichtlöcher. Die erste schriftliche Erwähnung stammt aus der Bergordnung von Herzog Albrecht aus dem Jahre 1271. Da war der Stollen bereits längst im Betrieb. Wie lange ist aber noch Gegenstand unserer Untersuchungen.
Daher haben wir nach Bereichen gesucht, in denen sich Merkmale aus der Entstehungszeit erhalten haben. Denn je länger ein untertägiger Hohlraum offensteht, desto stärker wird er im Verlauf der Zeit verändert. Die meisten Bereiche des Stollens zeigen gerade parallele Stöße und Reste verschiedener, älterer Grubenausbauten. Nur in einem kurzen Abschnitt von 5 m Länge unterscheidet sich die Form. Die Stöße sind weder gerade noch parallel, sondern unregelmäßig und gröber ausgebrochen. Dieser Abschnitt ist gleichzeitig niedriger aufgefahren und zeigt auch keinerlei Grubenausbau.
Abbildung: links, jünger überprägte Stöße; rechts, der ältere Bereich.
Nach den ersten 90 Metern im Rathstiefsten Stollen zweigt ein Querschlag ab, der ähnlich alt sein dürfte. Dieser beginnt mit maximal 1m Höhe deutlich niedriger. Charakteristisch ist seine runde Form, die vom Feuersetzen stammt. Nach halber Strecke steigt die Höhe deutlich an, dafür wird es aber sehr eng. Dabei setzt sich die runde Form im oberen Bereich fort, während der untere Teil grob nachgerissen wurde. Dieser Unterschied zeigt auch hier eine jüngere Nacharbeitung. Die Funktion des Querschlag ist noch nicht ganz eindeutig klar. Sie könnte im Aufsuchen der Lagerstätte, der Entwässerung oder der Bewetterung liegen.
Video: Befahrung des Rathstiefsten Stollens auf den ersten 90 Metern und der Abzweig in den Querschlag