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Der Arbeitseinsatz von Juden

In den Quellen zum Erzbergwerk Rammelsberg ergeben sich keine Anhaltspunkte zum Arbeitseinsatz von Juden. Dennoch gibt es ein sehr interessantes vertrauliches Schreiben des Unterharzes vom 13.04.1943 an den Rammelsberg mit folgendem Betreff:

„Arbeitseinsatz von Juden ausländischer Staatsangehörigkeit sowie Juden aus dem Generalgouvernement und den besetzten Ostgebieten im Reichsgebiet.“

Darin wird auf ein Schreiben des Arbeitsamtes Goslar verwiesen, mit dem Inhalt, dass sich Juden zunehmend aus dem Generalgouvernement und den besetzten Ostgebieten zur Arbeit ins Reich mittels gefälschter Papiere vermitteln lassen, um sich den gegen sie gerichteten Maßnahmen[1] der Sicherheitspolizei[2] zu entziehen.

Die Arbeitsämter seien daher gehalten, eine Überprüfung der Ostarbeiterlager seitens des Lagerarztes zu veranlassen, ob sich unter den Ostarbeitern „Beschnittene“ befinden. Sollten Fälle festgestellt werden, so sollte das Arbeitsamt ohne Wissen des Gefolgschaftsmitgliedes in Kenntnis gesetzt werden. Der Zweck der Untersuchung musste geheim gehalten werden. Eine evtl. Fehlanzeige sei ebenfalls zu melden.

Auf dem Schreiben ist unter dem Datum 18.04.1943 der handschriftliche Vermerk des Lagerleiters Heinrich Bertram zu finden, dass

„nach gründlicher Untersuchung keine Beschnittenen angetroffen.“[3]

Zeitgenössische Quelle über den Arbeitseinsatz von Juden.

[1] Bei den genannten Maßnahmen dürfte es sich wahrscheinlich um die Aktion Reinhard (Namensgeber Reinhard Heydrich, der am 04.06.1942 seinen am 27.05.1942 erlittenen Verletzungen durch ein Attentat in Prag erlegen war) gehandelt haben, der zwischen Juli 1942 und Oktober 1943 über 1,3 Millionen Juden zum Opfer fielen, die überwiegende Mehrheit durch Motorabgase, viele starben bereits während der Deportation oder wurden bei der Ankunft in den Vernichtungslagern Belzec, Sobibor und Treblinka erschossen.

[2] Die Sicherheitspolizei entstand 1936 aus der Zusammenlegung von Kriminalpolizei und Gestapo und deren Eingliederung in die SS. Faktisch wurden damit Sicherheitsdienst (SD), SiPo, Gestapo und Kripo zu einem zentral vom Reichssicherheitshauptamt (RSHA) unter dem Befehl von Heinrich Himmler als „Reichsführer SS“ gesteuerten Terrorapparat.

[3] BGG-Archiv. Akte Arbeitseinsatz, 01.10.1942, Scan 29/68, Sammlung Weltkulturerbe Rammelsberg.