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Grubengebäude des Rammelsberges

Die Grubenräume des ehemaligen Erzbergwerks Rammelsberg bei Goslar stellen ein über Jahrhunderte gewachsenes und noch längst nicht vollkommen erforschtes System dar. Für die Digitalisierung wurden sie unter zwei Forschungsaspekten ausgewählt: wegen ihrer räumlichen Verortung im über- und untertägigen Kontext und nach einer thematischen Schwerpunktsetzung auf den Erzabbau, den Transport und besonders die Wasserhaltung.

Bei den drei komplexen Grubenräumen handelt es sich um das Alte System, das Feuergezäher Gewölbe und sein Umfeld sowie eine Abbauweite über dem Altlager West. Sie unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Lage, Zeitstellung und Funktion, bieten aber einen allgemeinen Überblick über unterschiedliche Aspekte des Montanwesens. Zudem verweisen sie auf Aktivitäten und Artefakte über Tage, wie das im montanarchäologischen Fokus stehende Alte Lager.

Das Alte System (14.-19. Jh.) stellt einen komplexen Bereich zur Wasserhaltung des Rammelsberges dar. Es setzt sich aus drei Radstuben, zwei Schächten und verschiedenen peripheren Strecken zur Wasserführung und Kraftübertragung zusammen. Das Alte System stand zeitweilig in räumlicher und funktionaler Verbindung zu einem jüngeren Wasserhaltungssystem, dem Roeder-Stollen aus dem 19. Jh., der wiederum an den wesentlich älteren Wasserlösungsstollen Rathstiefster Stollen aus dem 12. Jh. angeschlossen ist. Die durch das Digitalisat ermöglichte Analyse des Systems wird die entscheidenden, auch archäologisch zu untersuchenden Eckpunkte herauskristallisieren.

Beim Feuergezäher Gewölbe (14.-18. Jh.) handelt es sich um die wahrscheinlich älteste Radstube des Rammelsberges und den ältesten erhaltenen ausgemauerten Grubenraum Europas. Für die Beaufschlagung des dort einst installierten Kunstrades musste das Antriebswasser in Höhe der Firste herangeführt werden. An deren beiden Giebelseiten befinden sich Öffnungen, von denen eine als Rösche anzusprechen ist, deren genauer Verlauf jedoch nicht bekannt sind. Die Erfassung der Rösche und der anderen Öffnung sowie des Umfeldes könnte Hinweise auf die Verbindung zu den ausgegrabenen Befunden zur Wasserversorgung über Tage, ihren Verlauf und darüber auf ihre Entstehungszeit liefern.

In unmittelbarer Umgebung des Feuergezäher Gewölbes führt der im 12. Jh. aufgefahrene Rathstiefste Stollen Grubenwässer nach über Tage ab. Über einen Querschlag gelangt man von diesem in eine aus vorindustrieller Zeit erhaltene, teilweise mit taubem Material verfüllte, alte Abbauweite über dem Altlager West. Von ihr gehen Suchörter in Richtung auf den nahe gelegenen Herzberg aus, einer westlich des Rammelsberges gelegenen, geologisch anders gearteten Erzlagerstätte, die über die Jahrhunderte hinweg mit Unterbrechungen immer wieder ausgebeutet wurde. Ein Digitalisat dieses Bereiches ermöglicht der Forschung Aufschlüsse über die Rammelsberger Bergbautechnik der frühen Neuzeit im Allgemeinen (Gewinnung und Vortrieb, Grubensicherung, Transport) wie über die bergbauliche Entwicklung dieses Teils des Rammelsberger Grubengebäudes im Besonderen.