Bereits in den 1990er Jahren wurde das Thema der Zwangsarbeit in einem Oral History-Projekt behandelt, in dem Zeitzeugen zu Worte kamen. Das Projekt fokussierte sich auf die ukrainischen Ostarbeiterinnen und Ostarbeiter. Die Ergebnisse des Projektes, in das auch die Ergebnisse zweier Interviewreisen in die Ukraine einflossen, wurden von Bernhild Vögel unter dem Titel „’Wir waren fast noch Kinder‘. Die Ostarbeiter vom Rammelsberg“ publiziert. Damit bleiben noch viele Fragen, denn neben den Ostarbeiter*innen waren Zwangsarbeiter*innen zahlreicher weiterer Nationen im Arbeitseinsatz. Hatten diese untereinander Kontakt? Unterlagen Westarbeiter den gleichen Vorbehalten und Verboten wie die Ostarbeiter? War die Entlohnung und Verpflegung einheitlich, die medizinische Versorgung vergleichbar? Gab es Kontakte zu Deutschen oder eine Hierarchie der Zwangsarbeiter? War die Zwangsarbeit wirtschaftlich erfolgreich? Etc., Etc., Etc..
Diese Fragen sollen aus geschichtswissenschaftlicher Sicht durch einen Forschungsansatz beantwortet werden, der nach raumbezogenen Erfahrungen, Wahrnehmungen und den damit verbundenen Handlungsstrategien sowohl bei Tätern, als auch bei Opfern fragt. Damit wird versucht, die Auswertung historischer Quellen mit konkreten räumlichen Gegebenheiten zu verbinden. Ein prägnantes Beispiel hierfür stellen unter anderem bewusst zu klein gehaltene sanitäre Räume dar, die nur schwerlich eine angemessene Körperhygiene ermöglichten.