Das im Januar an der Arbeitsstelle für Montanarchäologie begonnene Forschungsprojekt „Des Bergmanns Kittel“ geht gut voran. Mittlerweile ist ein großer Teil der mittelalterlichen Textil- und Seilfunde der Ausgrabungen am Alten Lager des Rammelsberges untersucht. Grundlage hierfür ist eine genaue Aufnahme der Artefakte und eine standardisierte Beschreibung. Neben Größe, Form und Material wird insbesondere die Machart festgestellt.
Die Größe der Objekte reicht von kleinen Schnipseln, die an allen Seiten ausgerissen sind, bis hin zu nahezu vollständig erhaltenen Teilen. Auffällig ist, dass selbst die größten Stücke keine vollständigen Gewänder darstellen, sondern aufgetrennte Schnittteile davon.
Zur eingehenden Untersuchung werden die Teile fotografiert und gezeichnet. Während die Fotografie eine objektive Dokumentationsform darstellt, findet beim Zeichnen vielmehr eine intensive Auseinandersetzung mit dem Objekt statt. Dadurch können Auffälligkeiten und auch Gemeinsamkeiten mit anderen Fragmenten identifiziert werden. Weitere wichtige Details sind am besten mit dem Stereomikroskop zu beobachten (s. Titelbild). Es ermöglicht eine genaue Analyse der Webart, der Gewebedichte sowie Drehrichtung und Struktur der Fäden. Bemerkenswert ist die Bandbreite der Herstellungstechniken. Neben in Leinwand- und Köperbindung gewebten Textilien sind auch gestrickte Ärmel und mehrere gefilzte und gewalkte Stoffe erhalten.
Erste Ergebnisse weisen darauf hin, dass für die Textilien ausschließlich Wolle und für die zahlreichen Seilfragmente nur pflanzliche Fasern verwendet wurden. Die Textilfunde wurden vermutlich zunächst als Kleidung genutzt und dann im Bergbau wiederverwendet. Die Beantwortung der Frage, zu welchem Zweck dies geschah, ist eines der Ziele der weiteren Untersuchungen.