Wer meint, dass die Buchhaltung und die Verwaltung eine Erfindung der Neuzeit seien, liegt falsch, denn eine korrekte Buchführung war bereits vor über 500 Jahren essenziell für wirtschaftliche Betriebe, wie beispielsweise Bergwerke. Im Gegensatz zu Urkunden, die als Rechts- oder Besitznachweis dienten und daher sorgsam verwahrt und somit überliefert wurden, sind mittelalterliche Rechnungen kaum zu finden. Wenn sich die Besitzverhältnisse änderten, hatten sie irgendwann ihren Zweck erfüllt. Erfreulicherweise ist aber bereits an der Wende zur Neuzeit Verlass auf die städtischen Verwaltungen.
Im Stadtarchiv in Goslar wird neben einem umfangreichen Schriftverkehr eine große Zahl neuzeitlicher Abrechnungen zum Rammelsberg verwahrt. Besonders ins Auge fällt eine der frühesten Grubenabrechnungen, die 1506 entstanden sein dürfte. Hier sind für ein komplettes Jahr Woche für Woche die Aufwendungen einer Grube in einer außergewöhnlichen Detailliertheit überliefert, was uns einen konkreten Einblick in den Grubenbetrieb gewährt.
Die Ausgaben für den wöchentliche Lohn geben Auskunft über die verschiedenen Tätigkeiten und Berufe im Bergbau. Steiger, Häuer und Ortknechte wurden ebenso entlohnt wie Anschläger, Karrenläufer und Hundeläufer, bei denen sogar noch ihr Einsatzbereich über bzw. unter Tage unterschieden wurde. Hierzu kamen weitere Kosten für Häspeler, Schmiede oder Bergleute, die Brände für das Feuersetzen ansteckten, sowie viele weitere Personen.
Werkzeuge, wie beispielsweise Kratzen oder Keilhauen, mussten ebenso angeschafft werden wie Transportgeräte, also Kübel, Tröge oder Schubkarren, die Georgius Agricola 1556 auch alle in seinem Werk De re metallica libri XII beschrieben hatte. Haspelseile, Geipelseile oder Ketten verursachten neben Hunten, Leitern, Lampen und Öl weitere Kosten. Ein ganz besonderer Posten ist jedoch am Ende von nahezu jeder Wochenabrechnung zu finden: die Ausgabe für Bier.